Proximity Bias: Führt Homeoffice zur beruflichen Benachteiligung?

Proximity Bias: Führt Homeoffice zur beruflichen Benachteiligung?

So vermeiden Sie Nachteile bei der hybriden oder remoten Arbeit

Hybrides und remotes Arbeiten sind auf dem Vormarsch: Während der Coronapandemie wurden viele Büroarbeiter freiwillig oder unfreiwillig für viele Wochen oder Monate ins Homeoffice verbannt und möchten nun ihre gewonnene Freiheit nicht mehr aufgeben. Viele Start-ups und junge Unternehmen pflegen grundsätzlich hybride oder komplett flexible Arbeitsmodelle und auch konservative Unternehmen lockern die Präsenzpflicht und setzen mehr und mehr auf Homeoffice-Angebote, um umworbene Fachkräfte zu gewinnen.

So vorteilhaft hybrides Arbeiten und Homeoffice für die Unternehmen und die Mitarbeiter sind, sie bergen die Gefahr des Proximity Bias. Nie gehört? Wir erklären Ihnen, was darunter zu verstehen ist, welche negativen Folgen ein Proximity Bias haben kann und was Sie als Unternehmen dagegen tun können.

Was ist Proximity Bias?

Proximity Bias zählt zu den “unconscious cognitive bias“, also unbewussten kognitiven Verzerrungen, und beschreibt eine Urteilsverzerrung, bei der wir diejenigen, die uns näher stehen, bevorzugt behandeln. Im Falle von Arbeit beschreibt man mit Proximity Bias den unbewussten Denkfehler, dass Mitarbeiter vor Ort im Büro bessere Arbeit leisten als Mitarbeiter im Homeoffice, ohne dass die eigentlichen Arbeitsresultate geprüft oder verglichen werden.

Warum ist Proximity Bias aktuell ein Problem?

Die hybride Arbeit wird als Arbeitsmodell der Zukunft bezeichnet. Viele Beschäftigte wünschen sich die Möglichkeit, flexibler oder teilweise im Homeoffice arbeiten zu können. Eine immer größer werdende Zahl von Unternehmen kommt diesem Wunsch zwar entgegen, die traditionellen Wertesysteme können jedoch noch nicht mit den neuen Arbeitsmodellen Schritt halten. Die immer noch vielerorts vorherrschende Präsenzkultur geht mit der Annahme einher, dass man bessere Arbeit leistet, wenn man vor Ort ist und das möglichst über die eigentliche Arbeitszeit hinaus. So ergab eine Umfrage unter 2.000 Beschäftigten in Deutschland im Jahr 2022, dass 44 Prozent der Befragten glauben, dass ein Proximity Bias am Arbeitsplatz existiert.

Fatal wäre es nun, als Lösung des Problems zur traditionellen Präsenzarbeit zurückzukehren, denn hybride Arbeit und das damit verknüpfte asynchrone Kommunizieren bringen viele Vorteile sowohl für die Unternehmen als auch die Mitarbeiter. Man sollte sich hingegen zunächst der negativen Folgen eines Proximity Bias bewusst werden:

Welche negativen Folgen hat der Proximity Bias?

Proximity Bias kann dazu führen, dass Mitarbeiter vor Ort anders behandelt werden als Mitarbeiter, die remote oder im Homeoffice tätig sind. Das kann damit beginnen, dass Mitarbeitern im Homeoffice weniger zugetraut wird, ihnen weniger Verantwortung übertragen wird oder sie ganz von neuen Aufgaben oder Projekten ausgeschlossen werden. Ungerechte Beförderungen oder bessere Bezahlungen von Mitarbeitern vor Ort können die Folge sein. In der Belegschaft kann diese Ungleichbehandlung demotivierend sein und zu Frustration und Unzufriedenheit bis hin zur Kündigung führen.

Laut eines Forbes‘ Artikels arbeiten motivierte Teams jedoch rentabler und produktiver, verzeichnen eine höhere Kundenzufriedenheit und weisen geringere Kündigungsraten auf. Ein Proximity Bias kann sich daher letztlich negativ auf den gesamten Unternehmenserfolg auswirken.

Ein weiterer wichtiger Nachteil des Proximity Bias betrifft die Zusammensetzung der Teams und das Recruitment: Ein Proximity Bias ist meist eng verknüpft mit einer ausgeprägten Präsenzkultur oder einer Präsenzpflicht und die führt letztlich zu einer geringeren Diversität bei den Beschäftigten. Hybride und flexible Arbeitsmodelle kommen den Bedürfnissen jener Beschäftigungsgruppen entgegen, für die lange Arbeitswege oder unflexible Arbeitszeiten ein besonders großes Problem darstellen, wie z. B. Eltern oder pflegende Angehörige. Eine Präsenzpflicht und ein Belohnen der Arbeit im Büro bevorzugen hingegen jene Bevölkerungsgruppen, die keine Care-Arbeit leisten müssen oder anderweitige Verpflichtungen haben. Untersuchungen haben jedoch gezeigt, dass diverse Teams erfolgreicher und profitabler arbeiten.

Was können Unternehmen und Mitarbeiter gegen einen Proximity Bias tun?

  1. Erkennen Sie den Proximity Bias als Problem an, das es zu beseitigen gilt.
  2. Beseitigen Sie Vorurteile und Fehlbewertungen von remoter Arbeit, indem Sie Leistungen nicht anhand von Anwesenheitszeiten im Büro messen, sondern klar und transparent kommunizieren, welche Erfolge einzelne Mitarbeiter erzielt haben.
  3. Machen Sie sich bewusst, dass hybride Arbeit kein Selbstläufer ist, sondern die gesamte Arbeitskultur und Arbeitsstruktur angepasst werden muss: vom (digitalen) Onboarding über die Projektplanung und die Planung von Videomeetings bis hin zum Ordnen und Ablegen von Dateien.
  4. Schulen Sie Mitarbeiter im Umgang mit digitalen Kommunikationstools und entwickeln Sie eine Netiquette für Meetings. Achten Sie darauf, dass alle Beteiligten zu Wort kommen, auch wenn sie per Video vom Homeoffice teilnehmen.
  5. Führungskräfte können mit gutem Beispiel voran gehen, einzelne Tage im Homeoffice oder mobil arbeiten und nicht die Präsenzkultur weiter fördern.
  6. Eine moderne Führung hilft, Vorurteile wie den Proximity Bias abzubauen: Nicht jede Entscheidung braucht die persönliche Zustimmung des Vorgesetzten. Trauen Sie Ihren Mitarbeitern mehr zu und übertragen Sie Verantwortung und Entscheidungen. Dann spielt es auch keine Rolle, wo jemand arbeitet.
  7. Ermutigen Sie die Mitarbeiter, ihr Video bei Videokonferenzen einzuschalten: Viele Menschen stehen nicht gern vor einer Kamera und „Zoom-Müdigkeit“ gibt es tatsächlich. Für remote arbeitende Teammitglieder ist es jedoch wichtig gesehen zu werden. Um Erschöpfung von zu vielen Videocalls vorzubeugen, sollte auf regelmäßige Pausen, frische Luft und Bewegung zwischendurch geachtet werden.
  8. Setzen Sie verstärkt visuelle Nachrichten ein: Hybride Arbeit und Homeoffice sind häufig eng mit der Kommunikation über Textnachrichten, sei es per E-Mail oder Messaging Tools wie Slack oder Teams, verknüpft. Und das obwohl laut Studien die meisten Menschen Informationen besser verstehen, wenn sie visuell kommuniziert werden. Statt der nächsten ellenlangen E-Mail kann zur Abwechslung eine Videobotschaft eingesetzt werden. Um einen Projektstatus zu übermitteln, eignet sich häufig eine Bildschirmaufzeichnung besser. Mit einem Werkzeug wie Snagit können Sie solche Screencasts schnell und ohne Profiwissen erstellen und Pfeile und Text hinzufügen, und um auf bestimmte Details aufmerksam zu machen.

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